Programm 2013

Fr 22.11.2013 20:00 Uhr FFIM: „Requiem“
Ein Sonderkonzert des „Festivals frei improvisierter Musik“ im Coselpalais an  der Frauenkirche 12

Stefano Maderno: Santa Cecilia muerta (in Trastevere) Foto: Antonio Palomares y Montes Günter Heinz ( Dresden ) – Posaune, Flöte, Veryan Weston ( London ) – Klavier

Während in der Zeit der Wiener Klassik das Requiem noch die Funktion einer musikalischen Begleitung des Gottesdienstes hatte ( z.B. bei Mozart und Cherubini ), waren spätere Requiem-Vertonungen häufig für den Konzertsaal konzipiert ( z.B. bei Berlioz ). In seinem Deutschen Requiem erweiterte Johannes Brahms den Begriff der Requiem-Komposition, indem er nicht die Texte der katholischen Liturgie verwendete, sondern frei gewählte Texte aus der Lutherbibel. In der zeitgenössischen Musik finden sich zahlreiche Kompositionen, in denen der Gedanken des Requiems aufgriffen wird um bestimmte geschichtliche oder auch biografische Geschehnisse zu reflektieren, so z.B. von Benjamin Britten, Rudolf Mauersberger, Boris Blacher, Krzystof Penderecki und Bernd Alois Zimmermann.

Günter Heinz und Veryan Weston, beide als Komponisten und Interpreten (häufig ihrer eigenen Musik ) tätig und mit den Erfahrungen des ambitionierten Jazz ausgerüstet, nähern sich in ihrem Requiem-Projekt dem ursprünglichen Requiem-Gedanken, indem sie Elemente der gregorianischen Missa pro defunctis aufnehmen und mittels der Methode des „instant composing“ in ihre Klangsprache einbinden. Wie Hans Werner Henze in seinem Requiem verwenden sie keinen gesungenen Text, sie vertrauen darauf, dass ihre Klänge die Gedanken und das Fühlen der Zuhörer auf vielfältige Weise bewegen.

Das Konzert im Coselpalais findet am Cecilientag des Jahres 2013 statt. Dieser Tag ist benannt nach der heiligen Cecilia, einer frühchristlichen Märtyrin, die als Patronin der Kirchenmusik und insbesondere des Orgelspiels gilt. Anlässlich diesen Tages fanden im 17. und 18. Jahrhundert häufig Musikfeste statt, für die bedeutende Kompositionen entstanden, so u.a. von G.F.Händel und H.Purcell. Günter Heinz und Veryan Weston konzertieren seit 2007 gemeinsam ( häufig in Kirchen und mit Orgel ), ein Höhepunkt war sicherlich die Uraufführung ihrer Konzert-Installation „Tessellations“ beim Bachfest im Freiberger Dom, gemeinsam mit dem Domorganisten Christian Skobowsky.

FESTIVAL FREI IMPROVISIERTER MUSIK – im Exil

Iris Sputh | Günter Heinz | Jo Siamon Salich
Das Festival Frei Improvisierter Musik fand seit 1996 jährlich in der Blauen Fabrik statt. Für dieses Jahr musste Festivalleiter Günter Heinz – nach der (hoffentlich vorübergehenden) Schließung der Blauen Fabrik – einen geeigneten Exilort suchen. Die außerordentlich inspirierende Zusammenarbeit mit dem Team des projekttheater dresden lässt ihn auch gleich neue Wege gehen:

neben Konzerten – wie am 17.10. – stehen ein Filmkonzert (18.10.) und die multimediale Performance (19.10.) mit der Berliner Tänzerin Iris Sputh (ehemals eine der letzten direkten Schülerinnen von Palucca) im Festivalprogramm.

ATEM DER NACHT
bezieht die Begebenheiten des umgebenden Raumes – dessen Bilder und Klänge – in die Komposition ein. Sie spiegelt die Intensität der Nacht, die Ruhe der Schlafenden wie das tiefe Erleben der Wachenden.

Iris Sputh und Günter Heinz bilden in ihrer Performance eine Einheit aus Körper, Klang und Bewegung. Das Geschehen ist langsam und leise, es gewinnt an Spannung in der Bewegung, bis zum intensiven Austausch in der Begegnung. Die Musik erhält ein visuelles Komplement aus Tanz und Licht.

Iris Sputh – Tanz | Günter Heinz – Musik | Jo Siamon Salich – Video
Die Nacht

Wahrscheinlich schon immer ist die Nacht Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung gewesen, als Gegenpol zum Tag, als Zeitraum des Schlafs, der Ruhe, der Erholung, aber auch der Gespenster, der Unholde, der Finsternis und der Unsicherheit. Wurde die Nacht in der Antike von eher unsympathischen, menschenfeindlichen Göttern und Dämonen bevölkert, so war sie aber auch gleichzeitig die Zeit der Zurückgezogenheit, der Intimität und der erotischen Abenteuer. Ein literarischer Höhepunkt der europäischen Literatur in dieser Beziehung sind sicherlich die mittelalterlichen Morgenlieder, die das Ende der Nacht als tragischen Moment der Trennung der Trennung der heimlich sich Liebenden besingen.

Die Aufklärer bevorzugten eindeutig den Tag als den eigentlichen Lebenszeitraum des Menschen. Ihre Metaphern sind unmissverständlich: Das Licht ist das Symbol der Erkenntnis, es erhellt das Dunkle, Verworrene unseres Daseins… Die deutsche Romantik hingegen sieht die Nacht als einen Gegenpol, als einen Zufluchtsort der Seele, als Raum einer tieferen, reicheren Erkenntnis. So schreibt Novalis in seinen ebenso rätselhaften wie wortgewaltigen Hymnen an die Nacht:

„Muß immer der Morgen wiederkommen ? Endet nie des Irdischen Gewalt? unselige Geschäftigkeit verzehrt den himmlischen Anflug der Nacht. Wird nie der Liebe geheimes Opfer ewig brennen ? Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft.“…. “ Aber getreu der Nacht bleibt mein Herz, und der schaffenden Liebe, ihrer Tochter.“

Dr. Albert Kaul Marburg 2012
18.10.2013

FILM-KONZERT NOSFERATU Der Film von Werner Herzog, in den Hauptrollen Isabelle Adjani, Bruno Ganz und Klaus Kinski. Werner Herzogs Hommage an F.W. Murnau, gezeigt als Stummfilm mit beeindruckender Live-Musik und Live-Sprecher. Die Starbesetzung des Films ist geblieben. Es sei denn, sie haben sich heimlich vom Zelloloid gestohlen. Wir empfehlen einen Besuch des Film-Konzerts. Er wird unvergessen bleiben und lange nachwirken ! Peter Krug – Sprecher, Kontrabass, Elektronik | Ray Kaczynski – Schlagzeug, Elektronik